Ich weiß ja nicht, wie’s Ihnen mit diesem Thema geht, aber ich für meinen Teil bin kein besonderer Freund von Lebensläufen.

Geboren in Blablabla, Jahrgang Sowieso, entdeckte schon früh seine Liebe zu Büchern … Das liest sich in etwa so spannend wie die Zutatenangabe von Dosenthunfisch.

Wenn man sich schon die Mühe macht, sich bis zu einem Lebenslauf durchzuklicken, möchte man doch den Menschen dahinter ein wenig näher kennenlernen, und keine bessere Bedienungsanleitung für einen Teppichreiniger erhalten.

Und dafür braucht man nun mal mehr Text, obwohl ich mich jetzt auch um eine Kurzfassung bemühe, also:

TL;DR: Ich bin ein angenehmer, aber ein wenig sperriger Zeitgenosse, der deutlich mehr Züge in seinem Wesen trägt, die (wahlweise) eher an Sheldon Cooper, Tony Stark, Lisbeth Salander, und Monk erinnern, als an Captain America, Bruce Wayne, Wonderwoman, oder John Steed (Sie sehen schon, ich hab’s ein wenig mit Film- und Serienhelden und -innen).

Derzeit lebe ich nach vielen schönen Jahren in Frankreich und zuletzt Berlin wieder in meiner Heimatstadt St. Pölten in Österreich. In welche Weltgegend es mich in Zukunft hin verschlagen wird, weiß ich nicht, und ich wollte immer Geschichten erzählen dürfen, bei denen einem zumindest nicht komplett die Füße einschlafen.

So. Und jetzt geht’s ans Eingemachte, für all diejenigen, für die Aufgeben auch beim Lesen von Texten keine Option ist:

St. Pölten also (geboren und aufgewachsen, siehe oben), 60km vor den Toren Wiens, mit seinem schmucken barocken Kern, der guten Infrastruktur, dem vielen Grün und den so kurzen Wegen – aber dummer Weise waren wir damals Teenager, weshalb wir vor allem Eines wollten: Bloß weg hier!

Das ist mir allerdings erst mit 19, zum Beginn meines Studiums, gelungen, und auch da bin ich nur bis nach Wien gekommen, aber immerhin. Zur Auswahl stellte mir meine Familie damals Jura, Medizin oder Wirtschaft, was ich wollte (Regie am Max Reinhardt-Seminar! Geschichten erzählen!), interessierte nicht einmal die Katze hinter Großmutters Kachelofen. Nachdem Jura von den Dreien noch am meisten mit Sprache und Wörtern zu tun hatte, entschied ich mich statt der Pest oder Typhus also voller Eifer für die Cholera.

Nach meiner Promotion durfte ich mich dann endlich Vollzeit in die Arbeit als Jurist in einer angesehenen Wirtschaftskanzlei stürzen. Aber es kam trotzdem, wie’s kommen musste:

Mit 28 verfasste ich meinen ersten Roman …

Ziemlich wirres Zeug à la „Fear and Loathing in Las Vergas“. Es war zwar tatsächlich ein kompletter Roman, aber damals leider noch(!) kein besonders guter. Natürlich sah ich das anders, hab‘ das Ding emsig ausgedruckt und eingetütet, und an alle möglichen Verlage verschickt.


Sie ahnen es bereits: Die wollten davon nichts oder noch etwas weniger wissen. Zum Glück gab mir ein befreundeter Autor (und väterlicher Freund) einen – aus meiner Sicht völlig weltfremden und aus der Luft gegriffenen – relativ interessanten Rat: „Lern‘ doch erst einmal Schreiben, bevor du etwas schreibst!“

Tjo-ha und Ähem.

Bei näherer Betrachtung irgendwie klar, oder? Niemand würde erwarten, dass man ohne Ausbildung als Mechaniker in der Lage wäre, einen Motor zu reparieren, oder ohne Medizinstudium am offenen Herzen herum zu schnippeln – warum also sollte es ausgerechnet mit dem Schreiben anders sein? Und wie lernen wir Menschen alles, und zwar wirklich ALLES, vom Gehen bis zum Biertrinken? Richtig: Indem wir denen zuschauen, die es besser können!

Also habe ich mich in den darauffolgenden Jahren in Büchern vergraben, querbeet alles gelesen, was greifbar war, aber hauptsächlich englischsprachige Autorinnen und Autoren.

2013 hatte ich dann durch eine Verkettung von Zufällen das große Glück, am Sierra Nevada College, Lake Tahoe, USA, reinschnuppern zu dürfen, wie dort das Handwerk(!) des „Creative Writing“ gelehrt wurde – und diese Erfahrung hat irgendetwas ganz tief in mir „Klick!“ machen lassen. Ich wurde süchtig. Süchtig nach dem Erzählen, nach dem Schreiben, nach all den aufregenden Bildern und Figuren, den faszinierenden Welten hinter den Buchstaben. Ich kann mir seither nicht mehr vorstellen, jemals wieder damit aufzuhören – eher habe ich Angst, dass mir die Zeit ausgeht, erzählen zu können, was alles noch erzählt werden will.

Viele Absagen, literweiße Blut, Schweiß und Tränen später (okay: Kaffee, Rotwein und neue graue Haare), läuft’s mittlerweile auch recht brauchbar mit dem Schreiben. Kritiker mögen freilich einwenden, dass ich es immer noch nicht kann – aber in diesem Fall halt ich’s eher mit Götz von Berlichingen …

Es gibt noch so unendlich viel Spannendes zu erzählen – und mit Eurer Hilfe wird es auch möglich werden, ihre Geschichten hinaus in die Welt zu schicken!

Von Herzen Dank, dass Ihr alle mich und meine Figuren auf ihren inneren wie äußeren Reisen begleitet und unterstützt, ich hoffe, Ihr habt große Freude, Spaß, und einfach eine gute Zeit dabei!

Euer

Philipp Gravenbach